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LSG Sachsen, Beschluss vom 14.04.2014 - 7 AS 239/14
Anspruch auf Grundsicherung für Arbeitsuchende; Europarechtskonformität des Leistungsausschlusses für Ausländer bei Aufenthalt zur Arbeitsuche
1. Es ist klärungsbedürftig, ob § 7 Abs. 1 S. 2 Nr. 2 SGB II gegen europäisches Recht verstößt.
2. Gegen die Verhältnismäßigkeit der Regelung könnte sprechen, dass nach dieser Norm SGB II-Leistungen ohne gesetzlich fixierte Endgrenze ausgeschlossen sind, auch wenn gute Aussichten der Arbeitssuche und Vermittlung bestehen.
3. § 7 Abs. 1 S. 2 Nr. 2 SGB II sieht auch bei wirtschaftlich aktiven Unionsbürgern keine unter Berücksichtigung der Verhältnismäßigkeit durchzuführenden Einzelfallprüfung vor. Auch eine Prüfung der Belastungen des Sozialsystems ist nicht durchzuführen. Dies könnte den Vorgaben des EuGH widersprechen.
4. § 7 Abs. 1 S. 2 Nr. 2 SGB II sieht ebenfalls keine Prüfung bezüglich der tatsächlichen Verbindung des Arbeitssuchenden zum innerstaatlichen Arbeitsmarkt für die Dauer seines Aufenthaltsrechts zur Arbeitssuche vor. Auch unter diesem Aspekt ist es klärungsbedürftig, ob die Vorschrift gegen europäisches Primärrecht verstößt.
Normenkette:
AEUV Art. 18
,
AEUV Art. 45 Abs. 2
,
Richtlinie 2004/38/EG Art. 24 Abs. 1
,
Richtlinie 2004/38/EG Art. 24 Abs. 2
,
Richtlinie 2004/38/EG Art. 7 Abs. 1 Buchst. b
,
Richtlinie 2004/38/EG Art. 8 Abs. 4
,
SGB I § 30 Abs. 3 S. 2
,
SGB II § 7 Abs. 1 S. 1 Nr. 2-4
,
SGB II § 7 Abs. 1 S. 2 Nr. 2
,
SGB II § 8 Abs. 1
,
SGG § 86b Abs. 2 S. 2 und S. 4
,
SGG § 86b Abs. 3
,
Verordnung (EG) Nr. 883/2004 Art. 1 Buchst. l
,
Verordnung (EG) Nr. 883/2004 Art. 2 Abs. 1
,
Verordnung (EG) Nr. 883/2004 Art. 3 Abs. 1 Buchst. a
,
Verordnung (EG) Nr. 883/2004 Art. 3 Abs. 3
,
Verordnung (EG) Nr. 883/2004 Art. 4
,
Verordnung (EG) Nr. 883/2004 Art. 70
,
Verordnung (EG) Nr. 883/2004 v. 29.04.2004 Art. 4
,
ZPO § 920 Abs. 2
Vorinstanzen: SG Chemnitz 13.01.2014 S 26 AS 29/14 ER
I. Auf die Beschwerde des Antragstellers wird der Beschluss des Sozialgerichts Chemnitz vom 13. Januar 2014 abgeändert. Der Antragsgegner wird im Wege der einstweiligen Anordnung verpflichtet, dem Antragsteller vorläufig Leistungen zur Sicherung des Lebensunterhalts für den Zeitraum vom 15.04.2014 bis 30.04.2014 i.H.v. 330,13 EUR - längstens bis zur bestands- bzw. rechtskräftigen Entscheidung in der Hauptsache - zu gewähren. Im Übrigen wird die Beschwerde des Antragstellers zurückgewiesen.
II. Der Antragsgegner trägt die notwendigen außergerichtlichen Kosten des Antragsstellers für das Antrags- und das Beschwerdeverfahren zu einem Achtel.

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