SG Berlin, Urteil vom 20.05.2010 - 128 AS 14550/10
Anspruch auf Arbeitslosengeld II; Vermutungsregelung des § 7 Abs. 3a Nr. 1 SGB II; Einkommensberücksichtigung bei einer Abtretung
von Arbeitslohn im Verbraucherinsolvenzverfahren
1. § 7 Abs. 3a SGB II ordnet an, dass ein wechselseitiger Wille, Verantwortung füreinander zu tragen und füreinander einzustehen,
insbesondere dann vermutet wird, wenn Partner länger als ein Jahr zusammenleben. Diese Vermutung ist eine gesetzliche Tatsachenvermutung,
die im Ergebnis eine Beweislastumkehr bewirkt. Liegen die Tatbestandsvoraussetzungen der Vermutungsregelung vor, kehrt sich
im Ergebnis die objektive Beweislast zu Lasten des Arbeitsuchenden um. Denn der Arbeitsuchende muss dann den Beweis des Gegenteils
führen. Will der Arbeitsuchende die gesetzliche Vermutung widerlegen, muss er einen Vollbeweis dahingehend erbringen, dass
entweder die von der Vermutungsregelung vorausgesetzten Hinweistatsachen nicht vorliegen oder aber andere Hinweistatsachen
vorliegen, die die Vermutung entkräften, es sei der wechselseitige Wille vorhanden, Verantwortung füreinander zu tragen und
füreinander einzustehen. Im einstweiligen Rechtsschutzverfahren setzt dies die entsprechende Glaubhaftmachung (anstatt Vollbeweis)
voraus.
2. Als Einkommen im Sinne des § 11 SGB II sind nur diejenigen Einnahmen in Geld oder Geldeswert anzusehen, die jemandem "zufließen".
Zu berücksichtigen ist daher tatsächlich zufließendes Einkommen nur in Höhe des Betrages, der nicht an einen Treuhänder nach
§
287 Abs.
2 InsO abgetreten ist. [Amtlich veröffentlichte Entscheidung]
Normenkette: ,
SGB II § 7
,
SGB II § 9 Abs. 2 S. 1
,
SGB II § 11 Abs. 1 S. 1
,