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LSG Hessen, Beschluss vom 13.04.2021 - 4 AY 3/21 B ER
Anspruch auf Gewährung von Leistungen nach dem Asylbewerberleistungsgesetz im Wege des einstweiligen Rechtsschutzes im sozialgerichtlichen Verfahren Anforderungen an die verfassungskonforme Auslegung von Normen zur Festsetzung eines abgesenkten Regelsatzes für Alleinstehende in Gemeinschaftsunterkünften und den Anwendungsvorrang von Unionsgrundrechten Anforderungen an den Verfügungssatz eines Leistungsbescheides bei der Gewährung von Leistungen als Sachleistung Anforderungen an die Statthaftigkeit der Beschwerde im sozialgerichtlichen Verfahren bei monatsweiser Bewilligung von Leistungen
1.§ 2 Abs. 1 Satz 4 Nr. 1 AsylbLG sowie § 3a Abs. 1 Satz 1 Nr. 2 b) AsylbLG, § 3a Abs. 2 Satz 1 Nr. 2 b) AsylbLG genügen nach summarischer Prüfung nicht den Anforderungen aus Art. 17 Abs. 2 und Abs. 5 RL 2013/33/EU i.V.m. Art. 1, 20 EuGrdRCh an die Bestimmung der Leistungshöhe.
2. Soweit nicht die ausdrücklich genannten Differenzierungsgründe des Art. 17 Abs. 5 RL 2013/33/EU einschlägig sind, sind darüber hinaus nur solche Differenzierungen „nach unten“ gegenüber dem Leistungsniveau für Inländer zu rechtfertigen, die in der individuellen Bedarfssituation der Antragstellerinnen und Antragsteller als um internationalen Schutz nachsuchende Personen begründet sind.
3. Da Art. 17 Abs. 2 und Abs. 5 RL 2013/33/EU Konkretisierungen von Art. 1 EuGrdRCh und Art. 20 EuGrdRCh sind, greift der Anwendungsvorrang des Unionsrechts.
4. Zur Notwendigkeit und Möglichkeit einer verfassungskonformen Auslegung von § 2 Abs. 1 Satz 4 Nr. 1 AsylbLG sowie § 3a Abs. 1 Satz 1 Nr. 2 b) AsylbLG, § 3a Abs. 2 Satz 1 Nr. 2 b) AsylbLG.
5. Beabsichtigt ein Leistungsträger, Leistungen nach § 2 AsylbLG auf der Grundlage von § 2 Abs. 2 AsylbLG teilweise als Sachleistung zu gewähren, so ist durch einen Verfügungssatz zu bestimmen, welche Leistungen konkret in Form der Sachleistung gewährt werden, wenn gleichzeitig ein entsprechender Betrag von der Geldleistungsbewilligung im Übrigen abgezogen werden soll.
6. Zur Beschwer iSd § 172 Abs. 3 Nr. 1 i.V.m. § 144 Abs. 1 SGG bei monatsweiser Bewilligung.
Normenkette:
AsylbLG § 2 Abs. 1 S. 1 und S. 4 Nr. 1
,
AsylbLG § 3 Abs. 1 S. 1
,
AsylbLG § 3a Abs. 1 S. 1 Nr. 1 und Nr. 2 Buchst. a)-b)
,
AsylbLG § 3a Abs. 2 S. 1 Nr. 1 und Nr. 2 Buchst. a)-b)
,
AsylbLG § 6 Abs. 1
, ,
RL 2013/33/EU Art. 17 Abs. 5 S. 2
,
RL 2013/33/EU Art. 17 Abs. 3
,
RL 2013/33/EU Art. 20 Abs. 5
,
RL 2013/33/EU Art. 21
,
GRCh Art. 4
,
GRCh Art. 21
,
GRCh Art. 51 Abs. 1 S. 1
,
GG Art. 1 Abs. 1
,
GG Art. 6 Abs. 1
,
GG Art. 19 Abs. 4
,
GG Art. 20 Abs. 1
,
SGB XII § 28
,
SGB XII § 28a
,
SGB XII § 40
,
RBEG § 5
,
RBEG § 8 Abs. 1 S. 2
,
SGG § 86b Abs. 2 S. 1-2 und S. 4
,
SGG § 144 Abs. 1 S. 2
,
SGG § 172 Abs. 3 Nr. 1
,
ZPO § 920 Abs. 2
Vorinstanzen: SG Darmstadt 07.01.2021 S 16 AY 30/20 ER
Tenor
Auf die Beschwerde des Antragstellers wird der Beschluss des Sozialgerichts Darmstadt vom 7. Januar 2021 aufgehoben und der Antragsgegner im Wege der einstweiligen Anordnung verpflichtet, vorläufig folgende weitere Leistungen nachzuzahlen bzw. zu erbringen:
Für Oktober 2020: 35 €
Für November 2020: 52,98 €
Für Dezember 2020: 63,55 €
Für Januar bis einschließlich Mai 2021 monatlich jeweils: 64,17 €.
Im Übrigen werden der Antrag und die Beschwerde zurückgewiesen.
Der Antragsgegner hat dem Antragsteller die angemessenen außergerichtlichen Kosten beider Instanzen zu erstatten.

Entscheidungstext anzeigen: