Rechtmäßigkeit einer Institutsermächtigung für Psychiatrische Institutsambulanzen gemäß § 118 Abs. 1 SGB V
Unzulässigkeit der Veränderung von Feststellungsbeschlüssen
Anspruch psychiatrischer Krankenhäuser auf eine Ermächtigung
Anforderungen an die Bestimmtheit von Ermächtigungsentscheidungen
Tatbestand
Die Beteiligten streiten über die Rechtmäßigkeit einer Entscheidung, mit welcher der Beklagte die Reichweite einer Institutsermächtigung
(§ 118 Sozialgesetzbuch Fünftes Buch <SGB V>) feststellen wollte.
Der Kläger ist Träger von insgesamt elf Kliniken für Erwachsenenpsychiatrie und vier Kliniken für Kinder- und Jugendpsychiatrie.
Unter anderem betreibt er die K-Klinik Lengerich, vormalig X-Klinik für Psychiatrie und Neurologie in Lengerich. Ausweislich
des Feststellungsbescheides der Bezirksregierung Münster vom 15. Januar 1990 verfügte die X-Klinik für Psychiatrie und Neurologie
in Lengerich über keine Tagesklinikplätze. Mit 2. und 4. Änderungsbeschlüssen der Bezirksregierung Münster vom 10. Februar
1992 und 13. Juni 1993 zum Feststellungsbescheid vom 15. Januar 1990 wurden für den Standort Q-Straße 00, Lengerich jeweils
12 Tagesklinikplätze ausgewiesen. Nach dem Inhalt des vom Kläger überreichten aktuellen Feststellungsbescheides vom 2. Juli
2019 verfügt die K-Klinik neben ihrer Betriebsstätte in der Q-Straße 00, Lengerich über Tageskliniken in Lengerich, Rheine,
Steinfurt und Ibbenbüren.
Mit Beschluss vom 1. September 1992 stellte der Zulassungsausschuss für Ärzte (ZA) für den Regierungsbezirk Münster die für
die (damalige) X-Klinik für Psychiatrie und Neurologie in Lengerich auf der Grundlage von § 368n
Reichsversicherungsordnung (
RVO) bestehende Vertragsermächtigung zugunsten einer Institutsermächtigung nach §
118 Abs.
1 Satz 1
SGB V um. Der Beschluss hatte folgenden Wortlaut:
"Die X-Klinik für Psychiatrie und Neurologie in Lengerich wird gemäß §
118 Abs.
1 Satz 1
SGB V zur Teilnahme an der kassenärztlichen Versorgung auf Überweisung niedergelassener Kassenärzte vom 01.09.1992 an unbefristet
für folgende Leistungen ermächtigt:
Durchführung ambulanter psychiatrischer und psychotherapeutischer Behandlung auf Überweisung niedergelassener Kassenärzte
und Originalschein.
Genehmigungspflichtige Leistungen sind nur dann abrechnungsfähig, wenn durch den Vorstand der Kassenärztlichen Vereinigung
Westfalen-Lippe die entsprechende Genehmigung erteilt wurde."
Mit Schreiben vom 1. August 2013 beantragte die Beigeladene zu 1) bei dem ZA eine "Präzisierung der Beschlussfassung bezüglich
der Ermächtigung der Psychiatrischen Institutsambulanzen nach §
118 Abs.
1 SGB V". Diesem Antrag ging eine Mitteilung der Arbeitsgemeinschaft der Verbände der Krankenkassen in Westfalen-Lippe voraus, mit
der diese darauf hingewiesen hatte, dass unterschiedliche Auffassungen zwischen den Krankenkassen und dem Kläger über die
Frage bestünden, ob Tageskliniken von den Institutsermächtigungen umfasst seien.
Nachdem der Kläger im Anhörungsverfahren erklärt hatte, er sehe eine Präzisierung als nicht erforderlich an (Stellungnahme
vom 18. September 2013), ergänzte der ZA für den Regierungsbezirk Münster die Institutsermächtigung für die "Durchführung
ambulanter psychiatrischer und psychotherapeutischer Behandlung auf Originalschein oder auf Überweisung niedergelassener Vertragsärzte"
mit Beschluss vom 22. Oktober 2013 um folgenden Passus:
"Die Ermächtigung bezieht sich ausschließlich auf den im Beschluss genannten Stand- und Leistungsort, der durch die im Beschluss
genannte Anschrift der K-Klinik Lengerich festgelegt wird; eine darüber hinausgehende Leistungserbringung an weiteren Orten,
insbesondere an räumlich ausgegliederten Tageskliniken, ist nicht Gegenstand der Ermächtigung."
Die unterschiedliche Auslegung der Institutsermächtigung durch den Beklagten und die Beigeladene zu 7) habe - so der ZA zur
Begründung - eine Präzisierung erforderlich gemacht. Die im Jahr 1992 erteilte Ermächtigung beziehe sich dem Wortlaut nach
auf die genannte Klinik und ihre Anschrift.
Gegen den ihm am 22. November 2013 zugestellten Beschluss erhob der Kläger am 13. Dezember 2013 Widerspruch. Der Beschluss
sei bereits unbestimmt, da nicht klar sei, auf welchen "Beschluss" er sich beziehe. Insbesondere werde die ursprüngliche Ermächtigung
vom 1. September 1992 nicht erwähnt. Der Beschluss sei auch deshalb rechtswidrig, weil er eine nachträgliche Nebenbestimmung
enthalte, mit welcher der räumliche Geltungsbereich eingeschränkt werde. Auf den übrigen Inhalt der Widerspruchsbegründung
vom 13. August 2014 wird verwiesen.
Mit Beschluss vom 28. Januar 2015 änderte der Beklagte den Beschluss des ZA und fasste ihn wie folgt:
"Es wird festgestellt, dass die Ermächtigung der K-Klinik Lengerich zur Teilnahme an der vertragsärztlichen Versorgung durch
Beschluss des Zulassungsausschusses der Ärzte und Krankenkassen für den Reg.-Bez. Münster vom 01.09.1992 sich nicht auf Tageskliniken
und andere Behandlungseinrichtungen bezieht, die ohne räumliche und organisatorische Bindung an die Klinik betrieben werden.
Im Übrigen wird der Beschluss aufgehoben."
Der Beschluss des ZA sei rechtswidrig, soweit mit diesem die Ermächtigung für die K-Klinik Lengerich vom 1. September 1992
in der Weise klar gestellt oder geändert werden solle, dass sie ausschließlich an einen bestimmten Stand- und Leistungsort
gebunden sei. Der Beschluss des ZA vom 1. September 1992 enthalte mit Ausnahme der Erwähnung der Stadt Lengerich keinerlei
Hinweise auf den "Stand- und Leistungsort" der ermächtigten Klinik. Ein - in der Begründung des Beschlusses des ZA erwähnter
- insoweit angeblich konkretisierender Beschluss mit Wirkungsdatum vom 28. Juli 1994 helfe nicht weiter. Er enthalte auch
keine über die Ortsangabe hinausgehenden Adressangaben. Im Übrigen sei der Widerspruch jedoch unbegründet. Tageskliniken seien
nicht von der Institutsermächtigung erfasst, wenn sie ohne räumliche und organisatorische Bindung an die Klinik betrieben
würden. Dass die K-Klinik Lengerich in den Krankenhausplan aufgenommen worden sei, rechtfertige keine andere Beurteilung.
Auf den Inhalt des Beschlusses wird wegen der Einzelheiten verwiesen.
Mit der am 22. Mai 2015 zum Sozialgericht (SG) Münster erhobenen Klage hat der Kläger vorgetragen, (auch) der Beschluss des Beklagten sei wegen des Verstoßes gegen das
Bestimmtheitsgebot rechtswidrig. Unklar sei, ob die Tageskliniken der K-Klinik Lengerich von der Ermächtigung erfasst seien
oder nicht. Der Beschluss lasse zudem offen, ob er, der Kläger, nach Auffassung des Beklagten Tageskliniken "ohne räumliche
und organisatorische Bindung an die Klinik" betreibe. Tatsächlich gebe es solche isolierten, nicht angebundenen Tageskliniken
bei der K-Klinik Lengerich nicht. Er, der Kläger, habe daher Anspruch auf uneingeschränkte Ermächtigung. Der angefochtene
Beschluss enthalte demgegenüber eine unzulässige Nebenbestimmung zu der Ermächtigung.
Der Kläger hat beantragt,
den Beschluss des Beklagten vom 28. Januar 2015 aufzuheben.
Der Beklagte hat beantragt,
die Klage abzuweisen.
Der Kläger sei nicht klagebefugt, da eine inhaltliche Änderung der ursprünglichen Ermächtigung nicht Gegenstand des Beschlusses
gewesen sei. Die Klage sei jedenfalls unbegründet, denn der Beschluss habe ausschließlich feststellenden Charakter hinsichtlich
der Reichweite und des Inhalts der ursprünglichen Ermächtigung. Rechtsgrundlage hierfür sei §
118 SGB V. Der Beschluss sei auch ausreichend bestimmt, zumal bislang keine konkrete Tagesklinik Gegenstand der Prüfung gewesen sei.
Der Kläger habe eine insoweit im Grundsatz mögliche Präzisierung verhindert, indem er seine Mitwirkung an der weiteren Sachaufklärung
verweigert habe. Dass die rechtliche Präzisierung der ursprünglichen Ermächtigung rechtmäßig sei, ergebe sich auch daraus,
dass der Gesetzgeber zwischenzeitlich §
118 Abs.
4 SGB V eingefügt habe. Auch wenn diese Norm erst seit dem 25. Juli 2015 gelte, stehe nunmehr fest, dass Einrichtungen ohne räumliche
und organisatorische Anbindung an ein Krankenhaus zu keinem Zeitpunkt nach §
118 Abs.
1 Satz 1
SGB V hätten ermächtigt werden können.
Die Beigeladene zu 1) hat sich den Ausführungen des Beklagten angeschlossen.
Mit Urteil vom 26. Juni 2017 hat das SG den Beschluss des Beklagten vom 28. Januar 2015 aufgehoben. Der angegriffene Beschluss sei nicht hinreichend bestimmt. Weder
im Verfügungssatz noch in der Begründung seines Beschlusses setze sich der Beklagte damit auseinander, inwieweit die bestehenden
Tageskliniken die von ihm abstrakt aufgestellten Kriterien erfüllen. Dass der Kläger die aus Sicht des Beklagten erforderliche
Mitwirkung verweigert habe, sei unerheblich. Wegen der weiteren Gründe wird auf das angefochtene Urteil Bezug genommen.
Gegen diese dem Beklagten und der Beigeladenen zu 1) am 3. Juli 2017 zugestellte Entscheidung wenden sich der Beklagte mit
der am 31. Juli 2017 und die Beigeladene zu 1) mit der am 18. Juli 2017 eingelegten Berufung.
Der angefochtene Beschluss vom 28. Januar 2015 stelle - so die Beigeladene zu 1) zur Begründung - einen feststellenden Verwaltungsakt
dar, mit dem der Beklagte die Reichweite der erteilten Ermächtigung inhaltlich bestimmt habe. Der Beschluss sei hinreichend
bestimmt. Er lege die Tatbestandswirkung der Institutsermächtigung fest, indem er bestimme, dass nicht alle Betriebsstätten
des Krankenhauses von der Institutsermächtigung umfasst seien, sondern nur räumlich und organisatorisch angebundene. Inhaltlich
sei der Beschluss nicht zu beanstanden, da er den Verfügungssatz des Ermächtigungsbeschlusses vom 1. September 1992 korrekt
wiedergebe. Die Institutsermächtigung habe durch den angefochtenen Beschluss inhaltlich nicht eingeschränkt werden sollen.
Aus seinen Gründen gehe vielmehr hervor, dass sich nach Auffassung des Beklagten bereits der ursprüngliche Ermächtigungsbeschluss
nicht auf Tageskliniken und andere Behandlungseinrichtungen ohne räumliche und organisatorische Anbindung an die Klinik bezogen
habe. Dies habe er lediglich deklaratorisch festgestellt. Nach dem Urteil des LSG Nordrhein-Westfalen vom 10. November 1993
- L 11 Ka 39/93 - und der nachfolgenden Entscheidung des Bundessozialgerichts vom 15. März 1995 - 6 RKa 1/94 - bestünden gegen die Zulässigkeit derartiger rein deklaratorischer Feststellungen keine durchgreifenden rechtlichen Bedenken.
Damit seien auch Zweifel an der formellen Rechtmäßigkeit des angefochtenen Beschlusses - und insbesondere an der Zuständigkeit
des Beklagten - ausgeräumt. Im Übrigen seien die materiell-rechtlichen Ausführungen des Klägers nicht erheblich. Selbst wenn
es sich bei den im Feststellungsbescheid aufgeführten Tageskliniken um unselbstständige, organisatorisch an die K-Klinik angebundene
Betriebsstellen i.S.d. § 16 Abs. 1 Nr. 1 KHGG NRW handele, seien sie nur dann von der Ermächtigung des §
118 Abs.
1 SGB V gedeckt, wenn sie auch räumlich an die K-Klinik angebunden seien. Etwas anderes ergebe sich auch nicht aus dem Feststellungsbescheid,
der keine verbindliche Aussage zur räumlichen Anbindung enthalte. Die Betriebsstätten, die außerhalb der Hauptbetriebsstätte
betrieben würden, seien daher nicht von der Ermächtigung nach §
118 Abs.
1 SGB V umfasst. Die ausgelagerten Tageskliniken seien auch nicht nachträglich in die Ermächtigung einbezogen worden. Durch §
118 Abs.
1 SGB V werde der grundsätzliche Vorrang der niedergelassenen Vertragsärzte bei der ambulanten Versorgung zugunsten des ermächtigten
Krankenhauses aufgehoben. Wegen des Ausnahmecharakters sei eine nach §
118 Abs.
1 SGB V erteilte Ermächtigung eng und unter Beachtung der im Vertragsarztrecht geltenden Grundsätze auszulegen. Im Vertragsarztrecht
sei die Zulassung zur vertragsärztlichen Leistungserbringung räumlich eng an den Praxissitz gebunden und die Leistungserbringung
an anderen Orten nach § 24 Ärzte-ZV genehmigungsbedürftig. Mit diesen Grundsätzen sei es nicht vereinbar, wenn sich - der Auffassung des Klägers folgend - der
räumliche Bezug der Ermächtigung durch die Aufnahme weiterer Betriebsstätten "automatisch" um diese Betriebsstätten erweitere.
Die Ermächtigung sei vielmehr, wie die Zulassung, eng an den Hauptsitz des Krankenhauses gebunden. Die vertragsärztliche Leistungserbringung
an anderen, räumlich ausgelagerten Betriebsstätten benötige - der Zweigpraxis ähnlich - eine gesonderte Ermächtigung, z.B.
nach §
118 Abs.
4 SGB V. Dieser Auffassung folge auch der Gesetzgeber, wie die Entstehungsgeschichte des durch das GKV-Versorgungsstärkungsgesetz
eingefügten §
118 Abs.
4 SGB V zeige. Dieser Absatz sei erst eingefügt worden, nachdem die Bundesregierung auf Anregung des Bundesrates eine Überprüfung
angekündigt hatte, "inwieweit es angesichts des im Bereich der ambulanten Behandlung geltenden Vorrangs der Leistungserbringung
durch bedarfsabhängig zugelassene Ärztinnen und Ärzte bzw. Psychotherapeutinnen und Psychotherapeuten der angesprochenen Ausweitung
der bedarfsunabhängig erteilten Ermächtigung nach §
118 SGB V auch auf räumlich ausgelagerte Betriebsräume bedarf, oder ob dies auf andere Weise sichergestellt werden kann" (Hinweis auf
BT-Drucksache 18/4095, S. 216, Stellungnahme der Bundesregierung, Ziff. 56, zu Art. 1 nach Nr. 53). Der Auffassung des Klägers
folgend wäre eine solche Überprüfung gar nicht notwendig gewesen, da ausgelagerte Betriebsräume von den Ermächtigungen nach
§
118 Abs.
1 SGB V bzw. §
118 Abs.
2 SGB V umfasst wären. Auch der Hinweis der Klägerin auf den Normzweck der Ermächtigung nach §
118 SGB V gehe ins Leere. Denn dem Normzweck werde dadurch Rechnung getragen, dass der Kreis der ambulanten Leistungserbringer durch
§
118 Abs.
4 SGB V erweitert werde, indem die Ermächtigung nunmehr unabhängig von den engen Voraussetzungen des § 31 Ärzte-ZV erteilt werden könne.
Der Beklagte schließt sich dem Standpunkt der Beigeladenen zu 1) an.
Im Anschluss daran hat der Beklagte mit Beschluss vom 16. Dezember 2020 folgende Entscheidung getroffen:
"Ziffer I. des Beschlusses des Berufungsausschusses vom 28.01.2015 wird wie folgt geändert:
...
Es wird festgestellt, dass die Ermächtigung der K-Klinik Lengerich gemäß §
118 Abs.
1 Satz 1
SGB V zur Teilnahme an der vertragsärztlichen Versorgung durch den Beschluss des Zulassungsausschusses der Ärzte und Krankenkassen
für den Reg.-Bez. Münster vom 01.09.1992 den Klinikstandort, wie er in der seinerzeit gültigen Fassung des Krankenhausfeststellungsbescheides
ausgewiesen ist, sowie die Standorte der in Betrieb genommenen Tageskliniken umfasst, die in der seinerzeit gültigen Fassung
des Krankenhausfeststellungsbescheides als 'Betten-Ist' aufgeführt sind.
Im Übrigen verbleibt es bei dem Beschluss vom 28.01.2015."
Mit dem Beschluss, so der Beklagte zur Begründung, werde der Gegenstand der im Jahre 1992 erteilten Ermächtigung "nunmehr
hinreichend bestimmt oder jedenfalls bestimmbar" festgestellt. Er ergebe sich aus dem Inhalt des seinerzeit geltenden Krankenhausplans.
Soweit dieser weder bei den Zulassungsgremien noch bei der Beigeladenen zu 1) vorhanden sei, werde er von dem Kläger als dessen
Adressat bei unterschiedlichen Auffassungen über den Inhalt der Ermächtigung vorzulegen sein. Es gebe keine Anhaltspunkte
dafür, dass der Zulassungsausschuss 1992 eine Ermächtigung für unbekannte, in der Zukunft möglicherweise eintretende Änderungen
oder Erweiterungen der Klinik, insbesondere durch weitere Betriebsstellen, für den Fall habe erteilen wollen, dass solche
Änderungen in den Krankenhausplan aufgenommen würden und dadurch das für die Kostenerstattung maßgebliche Leistungsspektrum
festgelegt werde. Vielmehr sei ohne weiteres ersichtlich, dass bereits der Zulassungsausschuss mit dem von dem Kläger angegriffenen
Beschluss auf die bei Erlass des Ermächtigungsbescheides bestehende Sach- und Rechtslage abgestellt habe. Der Beschluss des
Berufungsausschusses enthalte folglich keine teilweise Rücknahme des Ermächtigungsbescheides.
Dieses habe im Übrigen auch für den Beschluss des Berufungsausschusses in seiner ursprünglichen Fassung gegolten. Das von
dem Beklagten seinerzeit gewählte negative Abgrenzungsmerkmal der fehlenden räumlichen und organisatorischen Einbindung sei
lediglich ersetzt worden durch die positive Bezugnahme auf die im Zeitpunkt der umstrittenen Ermächtigung geltenden Krankenhausplaninhalte.
Soweit ersichtlich habe der Krankenhausplan für die K-Klinik Lengerich im Zeitpunkt der Erteilung der Ermächtigung keine Tageskliniken
aufgeführt. Erstmals im 4. Änderungsbescheid der Bezirksregierung Münster vom 13. Juni 1995 zum Feststellungsbescheid vom
18. Oktober 1994 seien Tagesklinikbetten im 'Betten-Ist' aufgeführt.
Unter Berücksichtigung des Beschlusses vom 16. Dezember 2020 beantragen der Beklagte und die Beigeladene zu 1),
das Urteil des Sozialgerichts Münster vom 26. Juni 2017 zu ändern und die Klage abzuweisen.
Der Kläger beantragt,
die Berufungen zurückzuweisen und den Beschluss vom 16. Dezember 2020 aufzuheben.
Er trägt vor: Bereits aus der Bezeichnung des Beschlusses als "Beschluss betreffend die Änderung/Ergänzung" der Ermächtigung
gemäß §
118 Abs.
1 Satz 1
SGB V ergebe sich, dass es sich nicht lediglich um eine "Erläuterung" handele, sondern vielmehr um eine "Abänderung" des zuvor
gefassten Beschlusses des ZA. Der Beschluss des Beklagten sei in der Sache rechtswidrig, da er, der Kläger, einen Rechtsanspruch
auf eine uneingeschränkte Ermächtigung gemäß §
118 Abs.
1 Satz 1
SGB V habe. Bei den namentlich benannten Standorten der Tageskliniken handele es sich schon mangels eigenständiger Feststellungsbescheide
um unselbstständige, organisatorisch an die K-Klinik angebundene Betriebsstellen i.S.d. § 16 Abs. 1 Nr. 1 KHGG NRW.
Nicht nachvollziehbar sei der Schluss, den der Beklagte aus der Gesetzesbegründung zur Einführung des §
118 Abs.
1 SGB V ziehen wolle: Es bestehe kein Zusammenhang zwischen der Bedarfsunabhängigkeit der Ermächtigung nach §
118 Abs.
1 SGB V und dem Ausschluss von Einrichtungen, die mit dem psychiatrischen Krankenhaus nicht im räumlichen Zusammenhang stehen. Bei
Einführung des §
118 SGB V sei der Gesetzgeber zwar davon ausgegangen, dass sich die Klientel der psychiatrischen Krankenhäuser von derjenigen in nervenärztlichen
Praxen erheblich unterscheide und daher keine Konkurrenzsituation zu Vertragsärzten bestehe. Dass deshalb Einrichtungen ohne
räumlichen Zusammenhang zum Krankenhaus von der Ermächtigung nicht erfasst seien, lasse sich der Gesetzesbegründung nicht
entnehmen. Hintergrund der Bedarfsunabhängigkeit der Ermächtigung nach §
118 Abs.
1 SGB V sei vielmehr die Annahme, dass bestimmte Gruppen psychisch Kranker, insbesondere diejenigen mit schweren Krankheitsbildern,
aufgrund der fehlenden Bereitschaft zum Aufsuchen eines niedergelassenen Nervenarztes ambulant nur unzureichend oder gar nicht
versorgt werden könnten. Der Ermächtigungsbescheid gemäß §
118 Abs.
1 SGB V knüpfe - anders als die Beigeladene zu 1) es darstelle - nicht an einen "Hauptsitz des Krankenhauses", sondern an das "psychiatrische
Krankenhaus" an. Unabhängig davon, dass schon die ursprünglich erteilte Ermächtigung als auch der sich im Streit befindliche
Beschluss des Beklagten keinerlei Hinweise auf einen "Hauptsitz" oder sonstigen "Stand- und Leistungsort der ermächtigten
Klinik" beinhalte, fehle für eine solche Einschränkung auch eine Rechtsgrundlage. Was unter einem "psychiatrischen Krankenhaus"
zu verstehen ist, sei auch nicht unter "Beachtung der im Vertragsarztrecht geltenden Grundsätze auszulegen". Im Gegenteil
habe das BSG in seiner Entscheidung vom 28. Januar 2009 (B 6 KA 61/07 R) grundlegend zur Krankenhauseigenschaft psychiatrischer Einrichtungen gemäß §
118 Abs.
1 SGB V Stellung genommen und die Bindungswirkung der landesbehördlichen Entscheidung für die Anerkennung als psychiatrisches Krankenhaus
gemäß §
118 Abs.
1 SGB V anerkannt. Maßgeblich sei also hier der Feststellungsbescheid des Klägers, der die Tageskliniken der K-Kliniken nicht als
Außenstellen i.S. des §
118 Abs.
4 SGB V ausweise, sondern als rechtlich unselbstständige Teile des Krankenhauses, an denen entsprechend der Krankenhausplanung die
erforderlichen Tagesklinikplätze vorgehalten würden. §
118 Abs.
4 SGB V erlange lediglich Geltung für reine psychiatrische Institutsambulanzen ohne räumliche und organisatorische Anbindung an ein
teil- oder vollstationäres Versorgungsangebot des Krankenhauses. Solange also die ausgelagerten Tageskliniken unselbstständiger
Bestandteil "des psychiatrischen Krankenhauses" seien, müssten sie auch nicht nachträglich in die Ermächtigung einbezogen
werden.
Der Beklagte hat auf Anfrage des Senats mitgeteilt, dass weitere Verwaltungsvorgänge im Zusammenhang mit den Antragstellungen
Anfang der 90er Jahre des letzten Jahrhunderts nicht Bestandteil der Verwaltungsvorgänge der ZA oder des Beklagten seien.
Einen Anlass für eine weitere Sachaufklärung in dieser Richtung habe er nicht gesehen; inzwischen seien auch die Aufbewahrungsfristen
verstrichen.
Der Senat hat den Beteiligten, ihren Bevollmächtigten und Beiständen gestattet, sich gemäß §
110a Abs.
1 Satz 1
Sozialgerichtsgesetz (
SGG) während der mündlichen Verhandlung an einem anderen Ort aufzuhalten und dort Verfahrenshandlungen vorzunehmen (Beschluss
vom 7. April 2021). Wegen der Einzelheiten der mündlichen Verhandlung vom 28. April 2021 wird auf die Sitzungsniederschrift
Bezug genommen.
Die Verwaltungsvorgänge des Klägers und des Beklagten sind beigezogen worden und Gegenstand der mündlichen Verhandlung gewesen.
Entscheidungsgründe
I.
Gegenstand des Berufungsverfahrens ist neben dem Beschluss des Beklagten vom 28. Januar 2015 auch sein Beschluss vom 16. Dezember
2020, der gemäß §§
153 Abs.
1,
96 Abs.
1 Sozialgerichtsgesetz (
SGG) Verfahrensgegenstand geworden ist. Nach dieser Bestimmung wird ein neuer Verwaltungsakt Gegenstand des Klageverfahrens,
wenn er nach Erlass des Widerspruchsbescheides ergangen ist und den angefochtenen Verwaltungsakt abändert oder ersetzt.
Die Anwendbarkeit von §
96 Abs.
1 SGG auf Entscheidungen von Zulassungsgremien im Vertragsarztrecht ist im Grundsatz geklärt (vgl. BSG, Urteil vom 22. Juni 1994 - 6 RKa 21/92 - SozR 3-2500 § 116 Nr. 6 - Rn. 15). Zwar ist der Beschluss vom 16. Dezember 2020 nicht "nach Erlass des Widerspruchsbescheides"
ergangen, weil eine solche Entscheidung im Verfahren der Zulassungsgremien nicht vorgesehen ist. Das steht einer Anwendung
von §
96 Abs.
1 SGG jedoch nicht entgegen, weil das Verfahren vor dem Berufungsausschuss ausdrücklich als Vorverfahren (§
97 Abs.
3 Satz 2
SGB V) und seine Entscheidung daher im prozessualen Sinne als Widerspruchsbescheid gilt.
Der Beschluss vom 16. Dezember 2020 hat den Beschluss vom 28. Januar 2015 "abgeändert" im Sinne von §
96 Abs.
1 SGG. Denn er hat dessen Ziffer I. "wie folgt geändert" und es im Übrigen ausdrücklich bei dem Beschluss vom 28. Januar 2015 belassen.
Die sich aus der besonderen Ausgestaltung des Verwaltungsverfahrens in Zulassungsangelegenheiten ergebenden Einschränkungen
für die Anwendung des §
96 Abs.
1 SGG, insbesondere im Falle von Ermächtigungen, kommen im vorliegenden Fall nicht zum Tragen. Denn der Beschluss vom 16. Dezember
2020 betrifft angesichts des Umstandes, dass es um die Feststellung des Inhalts einer unbefristeten Ermächtigung geht, denselben
Ermächtigungszeitraum wie der Beschluss vom 28. Januar 2015 und nicht etwa einen Folgezeitraum (zur Unanwendbarkeit von §
96 Abs.
1 SGG auf Folgeermächtigungen bei befristeten Ermächtigungen: BSG, Urteil vom 15. März 1995 - 6 RKa 27/94 - SozR 3-2500 § 116 Nr. 12 - Rn. 10 m.w.N.).
Für die Frage der Einbeziehung des Beschlusses vom 16. Dezember 2020 in das Verfahren unerheblich ist, ob der durch ihn geänderte
Beschluss vom 28. Januar 2015 wegen Verstoßes gegen das Bestimmtheitsgebot (§ 33 Abs. 1 Sozialgesetzbuch Zehntes Buch <SGB
X>) nichtig im Sinne von § 40 Abs. 1 SGB X ist. Ob es möglich ist, einen solchen schwerwiegenden Mangel durch einen Änderungsbeschluss zu "heilen", ist eine Frage des
materiellen Rechts, ändert verfahrensrechtlich aber nichts daran, dass der Abänderungsbescheid Gegenstand des Verfahrens wird
(vgl. BSG, Urteil vom 26. Mai 1964 - 9 RV 218/63 - BSGE 21, 79 <80> - juris-Rn. 9).
Da der Beschluss vom 16. Dezember 2020 erst im Berufungsverfahren ergangen ist, hat der Senat über ihn erstinstanzlich "auf
Klage" zu entscheiden (vgl. BSG, Urteil vom 25. Februar 2010 - B 13 R 61/09 R - SozR 4-5050 §
22 Nr. 10 - Rn. 15; Klein, in: jurisPK-
SGG, §
96 Rn. 71; jeweils m.w.N.). Dementsprechend hat der Kläger in der mündlichen Verhandlung seinen Klageantrag gefasst und die
Aufhebung des Beschlusses beantragt.
II.
Die Berufungen des Beklagten und der Beigeladenen zu 1) sind zulässig. Auch wenn die Beigeladene zu 1) - anders als bei der
Vergütung niedergelassener Vertragsärzte und -psychotherapeuten - die Leistungen psychiatrischer Institutsambulanzen nicht
selbst vergütet, weil hierfür unmittelbar die Krankenkassen verantwortlich sind (§
120 Abs.
2 Satz 1
SGB V), folgt die für ihre Rechtsmittelbefugnis erforderliche materielle Beschwer aus ihrer Gesamtverantwortung für die Durchführung
der vertragsärztlichen Versorgung, die sie berechtigt, unabhängig vom Nachweis einer konkreten Beschwer Entscheidungen der
Zulassungs- und Berufungsausschüsse anzufechten (BSG, Urteil vom 17. November 1999 - B 6 KA 15/99 R - BSGE 85 ,145 <146> - juris-Rn. 16; Urteil vom 5. Februar 2003 - B 6 KA 26/02 R - SozR 4-2500 § 117 Nr. 1 - Rn. 25; Urteil vom 19. Juli 2006 - B 6 KA 14/05 R - SozR 4-2500 § 116 Nr. 3 - Rn. 13, jeweils m.w.N.).
III.
Die Berufungen des Beklagten und der Beigeladenen zu 1) haben in der Sache keinen Erfolg. Die Klage ist hinsichtlich sowohl
des Beschlusses vom 28. Januar 2015 als auch des Beschlusses vom 16. Dezember 2020 zulässig (1.) und begründet (2.).
1. Die Klage ist zulässig.
a) Sie ist als Anfechtungsklage (§
54 Abs.
1 Satz 1 Alt. 1
SGG) statthaft. Das gilt wiederum ungeachtet der Frage, ob die angefochtenen Entscheidungen wegen Verstoßes gegen das Bestimmtheitsgebot
(§ 33 Abs. 1 SGB X) möglicherweise sogar gemäß § 40 Abs. 1 SGB X nichtig sind. Denn auch wenn das der Fall sein sollte und sie daher nach § 39 Abs. 3 SGB X unwirksam wären, begründen sie den Rechtsschein einer wirksamen Regelung und können daher mit der Anfechtungsklage angegriffen
werden (vgl. BSG, Urteil vom 23. Februar 1989 - 11/7 RAr 103/87 - SozR 1500 §
55 Nr. 35 - Rn. 16; Söhngen, in: jurisPK-
SGG, §
54 Rn. 18 m.w.N.).
b) Der Kläger ist als Adressat der angefochtenen Beschlüsse auch im Sinne des §
54 Abs.
1 Satz 2
SGG klagebefugt. Es ist nicht schlechthin ausgeschlossen, dass er in seinem Recht, mit den von ihm betriebenen Tageskliniken
an der ambulanten psychiatrischen und psychotherapeutischen Versorgung der Versicherten teilzunehmen und hierzu ermächtigt
zu werden (§ 118 Abs. 1 Satz 1 Sozialgesetzbuch Fünftes Buch <SGB >), beeinträchtigt wird, wenn eine bestehende Ermächtigung
auf einzelne dieser Tageskliniken beschränkt wird.
2. Die Klage ist auch begründet. Die angefochtenen Beschlüsse sind rechtswidrig und beschweren den Kläger im Sinne von §
54 Abs.
2 Satz 1
SGG. Zwar sind die Zulassungsgremien und somit auch der Beklagte grundsätzlich befugt, Beschlüsse zur Feststellung des Inhalts
der von ihnen erteilten Ermächtigungen zu erlassen <a)>. Es bestehen allerdings bereits Bedenken, ob der Beklagte sich im
Rahmen dieser Ermächtigungsgrundlage gehalten hat <b)>. Das kann jedoch letztlich dahingestellt bleiben. Denn jedenfalls genügt
den an derartige Beschlüsse hinsichtlich ihrer notwendigen Bestimmtheit zu stellenden Anforderungen <c)> weder der Beschluss
vom 16. Dezember 2020 <d)> noch der Beschluss vom 28. Januar 2015 <e)>.
a) Die aus §
118 Abs.
1 Satz 1
SGB V folgende Befugnis des ZA, "psychiatrische Krankenhäuser ... zur ambulanten psychiatrischen und psychotherapeutischen Versorgung
der Versicherten" zu ermächtigen, deckt auch die Befugnis, im Falle eines Streites über die Reichweite einer solchen Ermächtigung
den Inhalt des Ermächtigungsbeschlusses im Sinne einer klarstellenden - deklaratorischen - Interpretation festzustellen.
aa) Die Ermächtigung nach §
118 Abs.
1 Satz 1
SGB V bewirkt, dass die von den psychiatrischen Krankenhäusern betriebenen Institutsambulanzen an der ambulanten vertragsärztlichen
psychiatrischen und psychotherapeutischen Versorgung teilnehmen, mithin von den Versicherten im Rahmen der Ermächtigung in
Anspruch genommen werden können, gleichzeitig aber auch den entsprechenden gesetzlichen und vertraglichen Bestimmungen unterliegen.
Die Ermächtigung bewirkt ferner die Verpflichtung der Krankenkassen, die Leistungen der Institutsambulanzen zu vergüten (§
120 Abs.
2 Satz 1
SGB V). Dieses System aus durch die Ermächtigung entstehenden Rechten und Pflichten verlangt ein hohes Maß an Rechtssicherheit
für alle Beteiligten. Entstehen Zweifel über Reichweite oder Ausmaß einer Ermächtigung, so spricht daher grundsätzlich nichts
gegen die Befugnis der nach §
118 Abs.
1 Satz 1
SGB V zuständigen Zulassungsgremien, diesen Zweifel im Wege eines feststellenden Beschlusses zu beseitigen. Der Senat sieht sich
insoweit im Einklang mit der Rechtsprechung des BSG, wonach entsprechende Feststellungen im gerichtlichen Verfahren unproblematisch erfolgen können (BSG, Urteil vom 21. Juni 1995 - 6 RKa 49/94 - SozR 3-2500 § 118 Nr. 2). Bedenken, sie auch im vorgerichtlichen Verfahren zu erlauben, sind nicht ersichtlich.
bb) Mit dieser Beurteilung setzt sich der Senat nicht in Widerspruch zu seinen Entscheidungen vom 31. Mai 2017 (L 11 KA 38/14 - KHE 2017/58) bzw. 28. Januar 2015 (L 11 KA 109/13 - juris), mit denen er Klagen auf Feststellung einer Ermächtigung nach §
118 Abs.
2 SGB V als unzulässig abgewiesen hat. Denn die Ermächtigung nach §
118 Abs.
2 SGB V entsteht bei Vorliegen der Voraussetzungen bereits kraft Gesetzes, sodass es einer Entscheidung der Zulassungsgremien - anders
als bei der Ermächtigung nach §
118 Abs.
1 Satz 1
SGB V - gar nicht erst bedarf.
cc) Abzugrenzen ist die Befugnis, den Inhalt einer einmal erteilten Ermächtigung im Interesse der Rechtssicherheit festzustellen,
indessen von der Befugnis, eine solche Ermächtigung im Nachhinein zu korrigieren. Hierfür liefert §
118 Abs.
1 Satz 1
SGB V keine Ermächtigungsgrundlage. Erst recht ist eine solche Korrektur nicht für die Vergangenheit möglich. Statusrelevante Entscheidungen
der Zulassungsgremien wirken immer nur für die Zukunft. Daher sind die §§ 44 ff. SGB X bei Ermächtigungen von vornherein durch §
95 Abs.
4 i.V.m. den Absätzen 5 bis 7
SGB V als Spezialvorschriften ausgeschlossen. Unzulässig wäre es daher, wenn die Zulassungsgremien eine Ermächtigungsentscheidung
rückwirkend im Wege eines - vermeintlichen - "Interpretationsbeschlusses" inhaltlich verändern würden. Daher kommen als nach
§
118 Abs.
1 Satz 1
SGB V zulässige Feststellungsbeschlüsse nur solche in Betracht, die sich im Rahmen der vom objektiven Empfängerhorizont vorbestimmten
Auslegungsmöglichkeiten des ursprünglichen Beschlusses bewegen, ohne diesen in seiner statusrechtlichen Reichweite zu verändern,
insbesondere zu beschränken.
b) Ausgehend hiervon bestehen erhebliche Bedenken, ob der Beklagte tatsächlich, wie der Wortlaut des Beschlusstenors ("es
wird festgestellt") zunächst nahezulegen scheint, lediglich den Inhalt des Ermächtigungsbeschlusses vom 1. September 1992
festgestellt hat. Die völlig unterschiedlichen Kriterien, aufgrund derer er in den angefochtenen Beschlüssen die jeweilige
Inhaltsfeststellung betrieben hat, lässt nämlich auch den Schluss zu, dass er letztlich den Inhalt der ursprünglichen Ermächtigung
nicht nur beschreibend klarstellen, sondern eingrenzen wollte. Eine solche Entscheidung wäre indessen, wie unter a) cc) dargestellt,
von der Ermächtigungsgrundlage des §
118 Abs.
1 Satz 1
SGB V nicht mehr gedeckt.
So hat der Beklagte im Beschluss vom 28. Januar 2015 den Kreis der von der Ermächtigung umfassten Tageskliniken und Einrichtungen
zunächst nach räumlich-organisatorischen Kriterien abgegrenzt. Demgegenüber hat er für den Beschluss vom 16. Dezember 2020
ein rein zeitliches Kriterium, nämlich den Stichtag des 1. September 1992 für die zu diesem Zeitpunkt bereits im Krankenhausfeststellungsbescheid
als "Betten-Ist" geführten Tageskliniken, gewählt.
Dass diese Formulierungen sich nicht nur terminologisch unterscheiden, sondern - möglicherweise - zu voneinander abweichenden
Ergebnissen führen, ist offensichtlich. Für den darin liegenden Paradigmenwechsel ist eine einleuchtende Begründung weder
den angefochtenen Beschlüssen zu entnehmen noch sonst ersichtlich.
Letztlich kann diese Frage jedoch dahingestellt bleiben, weil die Beschlüsse bereits aus den nachstehenden Gründen aufzuheben
sind.
c) Ermächtigungsentscheidungen müssen sich - wie alle Verwaltungsakte - am Gebot der Bestimmtheit (§ 33 Abs. 1 SGB X) messen lassen. Für einen feststellenden Interpretationsbeschluss - wie er im vorliegenden Fall zur Diskussion steht - kann
(erst recht) nichts anderes gelten.
aa) Nach § 33 Abs. 1 SGB X muss ein Verwaltungsakt hinreichend bestimmt sein. Diesem Bestimmtheitsgebot entspricht ein Verwaltungsakt nicht, wenn sein
Verfügungssatz nach seinem Regelungsgehalt in sich nicht widerspruchsfrei ist und der davon Betroffene bei Zugrundelegung
der Erkenntnismöglichkeiten eines verständigen Empfängers nicht in der Lage ist, sein Verhalten daran auszurichten (BSG, Urteil vom 9. Dezember 2004 - B 6 KA 44/03 R - SozR 4-2500 § 72 Nr. 2 - Rn. 31; Urteil vom 11. Dezember 2019 - B 6 KA 13/18 R - SozR 4-7610 § 812 Nr. 9 - Rn. 21; jeweils m.w.N.). Zur Auslegung des Verfügungssatzes können die Begründung des Verwaltungsaktes
(BSG, Urteil vom 15. Mai 2002 - B 6 KA 25/01 R - SozR 3-2500 § 85 Nr. 46 - Rn. 22; Urteil vom 29. Januar 1997 - 11 RAr 43/96 - SozR 3-4100 § 242q Nr. 1 - Rn. 15) sowie diesem beigefügte Unterlagen herangezogen werden. Auch andere Umstände, z.B. frühere
zwischen den Beteiligten gewechselte Verwaltungsakte, können für die Auslegung maßgebend sein (BSG, Urteil vom 6. Februar 2007 - B 8 KN 3/06 R - SozR 4-2600 § 96a Nr. 9 - Rn. 38). Die Bezugnahme in der Begründung auf nur bei den Akten befindliche Unterlagen genügt
hingegen nicht (Pattar in jurisPK-SGB X, 2. Aufl. 2018, § 33 Rn. 28. m.w.N.). Unklarheiten gehen zu Lasten der Behörde (h.M.; BSG, Urteil vom 26. November 2019 - B 2 U 29/17 R - SozR 4-2700 § 183 Nr. 3 - Rn. 109).
bb) Zu den Betroffenen, von deren Empfängerhorizont aus zu beurteilen ist, ob die Beschlüsse klare und eindeutige Regeln aufstellen,
sind neben dem Kläger als Träger des psychiatrischen Krankenhauses auch die nach § 37 Abs. 2 Satz 1 Zulassungsverordnung für Ärzte (Ärzte-ZV) zu beteiligten Organisationen zu zählen, nämlich die beigeladenen Landesverbände der Krankenkassen und die Kassenärztliche
Vereinigung, denen nach § 41 Abs. 5 Satz 1 Ärzte-ZV der Beschluss ebenfalls zuzustellen ist. Speziell für die Krankenkassen entfaltet der Beschluss nämlich Wirkung deshalb,
weil sie nach §
120 Abs.
2 Satz 1
SGB V die Leistungen der Institutsambulanzen unmittelbar vergüten und daher durch den Beschluss darüber in Kenntnis gesetzt werden
müssen, ob die erbrachten und abgerechneten Leistungen sich im Rahmen der Ermächtigung halten.
Das Gebot hinreichender Bestimmtheit auch gegenüber diesen Betroffenen wird dabei nicht dadurch relativiert, dass sie - u.a.
über den Landesausschuss - an der Krankenhausplanung zu beteiligen sind (§§ 14, 15 KHGG NRW). Wie dargestellt, reicht es für
die Bestimmtheit im Sinne von § 33 Abs. 1 SGB X nämlich nicht aus, wenn im Rahmen eines Beschlusses in allgemeiner Form auf Urkunden Bezug genommen wird, die den Betroffenen
- möglicherweise - mehr oder weniger zufällig im Rahmen anderer Verfahren bekannt geworden sind.
cc) Das Ausmaß der im vorliegenden Fall erforderlichen Bestimmtheit ergibt sich zusätzlich auch mit Blick auf die gesetzliche
Ermächtigungsgrundlage des §
118 Abs.
1 Satz 1
SGB V, auf die der Beklagte seine Beschlüsse stützt.
(1) §
118 Abs.
1 Satz 1
SGB V vermittelt den psychiatrischen Krankenhäusern einen bindenden, nicht im Ermessen der Zulassungsgremien stehenden Anspruch
auf Ermächtigung. Der Status als Krankenhaus im Sinne dieser Bestimmung folgt jedenfalls bei Krankenhäusern im Sinne des §
108 Nr. 2
SGB V, zu denen die Krankenhäuser gehören, deren Träger der Kläger ist, aus der Aufnahme in den Landeskrankenhausplan. Der Begriff
"Krankenhaus" umfasst dabei alle Formen stationärer Versorgung einschließlich der teilstationären wie Tageskliniken (BSG, Urteil vom 28. Januar 2009 - B 6 KA 61/07 R - BSGE 102, 219 ff.). Als "Krankenhaus" im Sinne des §
118 Abs.
1 Satz 1
SGB V ist die Klinik mithin in der Form anzusehen, wie sie in den Krankenhausplan durch den jeweiligen Feststellungsbescheid aufgenommen
worden ist, und zwar einschließlich der in diesem Bescheid enthaltenen organisatorisch und wirtschaftlich unselbstständigen
Betriebsstellen gemäß § 29 Abs. 2 KHGG NRW, die mit dem Krankenhaus eine Einheit bilden (vgl. § 16 Abs. 1 Nr. 1 KHGG NRW).
(2) Die durch die Aufnahme in den Krankenhausplan bewirkte Berechtigung der Krankenhäuser zur (teil-)stationären Versorgung
ist für die Zulassungsgremien und damit auch den Beklagten bindend und von ihnen ohne weitere Prüfung hinzunehmen. Ihre Gestaltungsbefugnisse
im Rahmen des Ermächtigungsbeschlusses beziehen sich nach §
118 Abs.
1 Satz 2 und
3 SGB V nicht auf das "Ob" der Ermächtigung, sondern allein auf deren Ausgestaltung hinsichtlich des Kreises der zur Behandlung durch
die Institutsambulanzen berechtigten Versicherten (§
118 Abs.
1 Satz 2
SGB V) bzw. die Sicherstellung der persönlichen und sachlichen Ausstattung der Institutsambulanzen (§
118 Abs.
1 Satz 3
SGB V). Verzichten die Zulassungsgremien insoweit auf nähere Vorgaben, wie dies vorliegend im Ermächtigungsbeschluss vom 1. September
1992 geschehen ist, dessen Inhalt der Beklagte nunmehr feststellen wollte, so mag dies unzulässig sein (vgl. Knittel, in:
Krauskopf,
SGB V, Stand November 2020, §
118 Rn. 5; Sonnhoff in Hauck/Noftz,
SGB V, Stand Februar 2018, §
118 Rn. 12), kann indessen nicht durch Beschränkungen des Anspruchs der Krankenhäuser hinsichtlich des "Ob" der Ermächtigung
kompensiert werden.
(3) Die psychiatrischen Institutsambulanzen stehen dabei nicht als besondere, eigenständige Einrichtungen neben den psychiatrischen
Krankenhäusern. Vielmehr verwendet das Gesetz den Begriff der "psychiatrischen Institutsambulanz" für die ambulant behandelnden
Abteilungen der in §
118 Abs.
1 SGB V genannten Einrichtungen der psychiatrischen Versorgung (BSG, Urteil vom 21. Juni 1995 - 6 RKa 3/95 - juris - Rn. 18). Soweit diese Abteilungen, wie z.B. Tageskliniken, als "Krankenhaus" im Sinne des §
118 Abs.
1 Satz 1
SGB V anzusehen sind, erstreckt sich der aus dieser Vorschrift folgende Anspruch des Krankenhauses auf Institutsermächtigung auf
die in diesen Tageskliniken betriebenen Ambulanzen. Anhaltspunkte, dass diese Erstreckung etwa nach Maßgabe der räumlichen
Entfernung vom "Hauptsitz" des psychiatrischen Krankenhauses beschränkt sein sollte, bestehen nicht.
Dieser Betrachtung steht - entgegen einer in der Literatur vertretenen Auffassung (vgl. Bogan, in: BeckOK SozR, Stand März
2021, § 118 Rn. 5; Knittel, in: Krauskopf, a.a.O., § 118 Rn. 3) - nicht die Entscheidung des BSG vom 21. Juni 1995 (6 RKa 49/94 - a.a.O.), ergangen auf eine Berufungsentscheidung des Senats, entgegen. Das BSG hat in diesem Urteil ausgeführt, Sinn und Zweck des §
118 Abs.
1 Satz 1
SGB V schlössen es aus, die Ermächtigung auf Einrichtungen zu erstrecken, die mit dem psychiatrischen Krankenhaus nicht in einem
räumlichen Zusammenhang stünden und deshalb der eigentlichen Institutsambulanz nicht mehr zugerechnet werden könnten. In dem
dort entschiedenen Fall ging es jedoch um eine Außenstelle, die im Gebäude der psychiatrischen Tagesklinik eines anderen Krankenhauses
untergebracht werden sollte. Demgegenüber stehen hier Institutsambulanzen im Streit, die über ihre Zugehörigkeit zur jeweiligen
Tagesklinik unmittelbar zum Krankenhaus gehören und daher diesem zuzurechnen sind.
Etwas anderes folgt auch nicht aus der Regelung des §
118 Abs.
4 SGB V. Danach sind u.a. die psychiatrischen Krankenhäuser im Sinne des §
118 Abs.
1 SGB V vom Zulassungsausschuss auch dann zur ambulanten psychiatrischen und psychotherapeutischen Versorgung zu ermächtigen, wenn
diese durch räumlich und organisatorisch nicht angebundene Einrichtungen der Krankenhäuser erfolgt, soweit und solange die
Ermächtigung notwendig ist, um eine Versorgung nach Maßgabe des Absatzes 1 sicherzustellen. Diese durch Art. 1 Nr. 53a GKV-Versorgungsstärkungsgesetz
vom 16. Juli 2015 (BGBl. I, S. 1211) mit Wirkung vom 23. Juli 2015 eingefügte Regelung soll - offenbar u.a. als Reaktion auf die zitierte Rechtsprechung des
BSG - für Außenstellen von psychiatrischen Institutsambulanzen eine spezielle Ermächtigungsnorm schaffen (BT-Drs. 18/5123, S.
133 zu Nr. 53a), nicht hingegen für die Institutsambulanzen selbst, und erst recht ist der Bestimmung kein Anhalt dafür zu
entnehmen, dass bereits bestehende Ermächtigungen nur noch für solche Institutsambulanzen gelten sollten, die sich in einer
- wie auch immer definierten - räumlichen Nähe zum Hauptgebäude des Krankenhauses befinden.
(4) Nach allem ist davon auszugehen, dass psychiatrische Krankenhäuser grundsätzlich einen Anspruch auf Ermächtigung von Institutsambulanzen
gemäß §
118 Abs.
1 Satz 1
SGB V haben, die in - nach Maßgabe des jeweiligen Feststellungsbescheides - zum Krankenhaus gehörenden Tageskliniken betrieben
werden. Eine Steuerung des Zugangs der Versicherten zu solchen Ambulanzen und der an sie zu stellenden Anforderungen erfolgt
sodann "auf der zweiten Stufe" über die inhaltliche Ausgestaltung der Ermächtigung. Wenn die Zulassungsgremien trotz dieses
Regelungskonzepts des §
118 SGB V meinen, einzelne Institutsambulanzen eines psychiatrischen Krankenhauses vom Anspruch auf Ermächtigung nach §
118 Abs.
1 Satz 1
SGB V vollständig ausnehmen zu dürfen, bedarf deren Bezeichnung einer eindeutigen Bestimmung, mindestens aber unzweideutigen Bestimmbarkeit.
Das gilt umso mehr, als der Beschluss des Zulassungsausschusses vom 1. September 1992, dessen Inhalt der Beklagte im vorliegenden
Fall festzustellen beabsichtigt hat, keine erkennbaren Feststellungen hinsichtlich der von der Ermächtigung umfassten Institutsambulanzen
getroffen, sich vielmehr im Wesentlichen auf die Wiedergabe des Gesetzeswortlauts beschränkt hat und - soweit er sich zusätzlich
auf eine offenbar zuvor geschlossene Vereinbarung nach § 368n Abs. 6 Satz 2
RVO bezogen hat - ebenfalls nicht ersichtlich ist, ob diese Vereinbarung irgendeine konkrete Einrichtung zum Gegenstand hatte.
d) Nach Maßgabe dieser Grundsätze genügt der Beschluss des Beklagten vom 16. Dezember 2020 nicht dem Bestimmtheitsgebot des
§ 33 Abs. 1 SGB X. Dem Beschlusswortlaut nach sollen vom Ermächtigungsbeschluss vom 1. September 1992 des ZA umfasst sein: der "Klinikstandort,
wie er in der seinerzeit gültigen Fassung des Krankenhausfeststellungsbescheides ausgewiesen ist" (1. Alternative) sowie "die
Standorte der in Betrieb genommenen Tageskliniken, ... die in der seinerzeit gültigen Fassung des Krankenhausfeststellungsbescheides
als 'Betten-Ist' aufgeführt sind" (2. Alternative).
aa) In beiden Alternativen nicht hinreichend bestimmt ist bereits die Bezeichnung des "Krankenhausfeststellungsbescheides",
auf den der Beklagte Bezug nimmt. Dieser Bescheid ist nicht datumsmäßig bezeichnet, sodass nicht eindeutig klar ist, um welchen
Bescheid es sich handelt. Dieser datumsmäßigen Bezeichnung bedarf es dabei umso mehr, als nur derjenige Bescheid maßgebend
sein soll, der "seinerzeit gültig" war. Die "Gültigkeit" eines Bescheides bestimmt sich aber - möglicherweise - nicht nur
nach dem Datum seiner Ausfertigung, sondern nach weiteren Kriterien, etwa, ob er zum fraglichen Zeitpunkt bereits unanfechtbar
oder zumindest vorläufig vollziehbar war. Der Bescheid, auf den der Beklagte sich bezieht, war dem Beschluss auch nicht als
Anlage beigefügt. Ebenso wenig handelte es sich um einen früheren Bescheid, der im Verhältnis zwischen dem Beklagten und dem
Kläger ergangen war, weil zuständig für den Erlass der Feststellungsbescheide betreffend die K-Klinik Lengerich die Bezirksregierung
Münster ist. Allein der Umstand, dass am 1. September 1992 ein Feststellungsbescheid existiert haben muss, reicht zur Bestimmtheit
bzw. Bestimmbarkeit nicht aus. Erst recht steht nicht fest und ist auch nicht hinreichend bestimmbar, was Inhalt dieses Feststellungsbescheides
gewesen ist. Dass dem Kläger der Inhalt des Bescheides eigentlich bekannt sein müsste, reicht schon deshalb nicht aus, weil
es hinsichtlich der Bestimmtheit aus den dargestellten Gründen auch auf den Empfängerhorizont der Krankenkassenverbände ankommt.
Letztlich hat der Vorsitzende des Beklagten in der mündlichen Verhandlung eingeräumt, dass auch dem Beklagten der am 1. September
1992 "gültige" Feststellungsbescheid nach Datum und Inhalt nicht bekannt war. Das bedeutet nichts anderes, als dass der Beklagte
durch die Bezugnahme auf diesen Bescheid eine Regelung "ins Blaue hinein" getroffen hat.
Dementsprechend geht der Beklagte auch von falschen Voraussetzungen aus, wenn in den Gründen des Beschlusses vom 16. Dezember
2020 angenommen wird, dass der Krankenhausplan für die K-Klinik Lengerich im Zeitpunkt der Erteilung der Ermächtigung im Jahr
1992 keine Tageskliniken aufgeführt habe. Denn bereits im Feststellungsbescheid vom 10. Februar 1992, also vor dem Zeitpunkt
der Beschlussfassung des ZA, waren am Standort Parkallee 10 zwölf Tagesklinikplätze ausgewiesen. Ob diese nun durch den Beschluss
vom 16. Dezember 2020 erfasst werden, ist unklar, zumal sich die Tagesklinik in Lengerich nach wie vor unter der Anschrift
Q-Straße 00 befindet.
bb) Nicht hinreichend bestimmt ist der Beschluss zudem, soweit er auf den Begriff des "Klinikstandortes" abhebt. Es ist bereits
unklar, von welchem Begriff des "Standortes" der Beklagte ausgegangen ist. Dabei ist zu berücksichtigen, dass der Gesetzgeber
selbst den Begriff des "Standortes" im Zusammenhang mit Krankenhäusern für definitionsbedürftig gehalten hat, wie § 2a Abs. 1 Krankenhausfinanzierungsgesetz (KHG) zeigt. So kann mit "Standort" die Geokoordinate ebenso gemeint sein wie eine postalische Adresse. Befinden sich unter mehreren
Adressen Gebäude bzw. Einrichtungen auf einem abgrenzbaren Gelände, so kann auch dieses den Begriff des "Standortes" erfüllen.
Ebenso ist es aber denkbar, innerhalb einer Fläche und selbst unter einer postalischen Anschrift eigenständige Standorte zu
definieren (vgl. zu alledem § 2 Abs. 5 der auf der Grundlage von § 2a Abs. 1 KHG geschlossenen Vereinbarung zur Definition von Standorten der Krankenhäuser und ihrer Ambulanzen).
cc) Mithin werden weder der Kläger noch die Krankenkassen, auf deren jeweiligen Empfängerhorizont es ankommt, durch den Beschluss
vom 16. Dezember 2020 in die Lage versetzt, ihr Verhalten der Leistungserbringung und Vergütung eindeutig auszurichten. Es
kann dahingestellt bleiben, ob einzelne - zweifelsfrei erst nach dem 1. September 1992 in Betrieb genommene - Institutsambulanzen
nach dem maßgeblichen Empfängerhorizont als eindeutig nicht vom Beschluss des Beklagten umfasst identifiziert werden können.
Ausgehend vom Anlass des Beschlussverfahrens, nämlich den Ermächtigungsbeschluss vom 1. September 1992 insgesamt in hinreichender
Bestimmtheit zu präzisieren, führt auch die teilweise Verfehlung dieses Zwecks nach dem Rechtsgedanken des § 40 Abs. 4 SGB X zur Rechtswidrigkeit des gesamten Beschlusses.
e) Erst recht genügt der Beschluss des Beklagten vom 28. Januar 2015 nicht dem Bestimmtheitsgebot des § 33 Abs. 1 SGB X. Der Verfügungssatz dieses Beschlusses lässt aus Sicht eines verständigen Empfängers nicht im Ansatz erkennen, in Bezug auf
welche Tageskliniken oder anderen Behandlungseinrichtungen die K-Klinik Lengerich zur vertragsärztlichen Versorgung ermächtigt
bzw. nicht ermächtigt ist. Er erschöpft sich in der Verlautbarung, dass sich die Ermächtigung nicht "auf Tageskliniken und
andere Behandlungseinrichtungen bezieht, die ohne räumliche und organisatorische Bindung an die Klinik betrieben werden".
Weder werden die von der Ermächtigung umfassten Tageskliniken und Einrichtungen benannt, noch die nicht umfassten Tageskliniken
oder Einrichtungen bezeichnet. Ebenso wenig lässt sich dem Beschluss auch nur andeutungsweise entnehmen, welche subsumtionsfähigen
Vorstellungen von räumlicher oder organisatorischer Bindung ihm zugrunde liegen.
IV.
Die Kostenentscheidung beruht auf §
197a Abs.
1 Satz 1
SGG i.V.m. §§
154 Abs.
2,
159 Satz 2
Verwaltungsgerichtsordnung (
VwGO). Kosten der Beigeladenen zu 2) bis 7) sind nicht für erstattungsfähig zu erklären, da sie sich am Verfahren nicht beteiligt
haben (§§
162 Abs.
3,
154 Abs.
3 VwGO).
Gründe, gemäß §
160 Abs.
2 SGG die Revision zuzulassen, bestehen nicht. Entscheidungserheblich ist die Frage, welche Anforderungen an die Bestimmtheit eines
Verwaltungsaktes zu stellen sind. Sie ist in der höchstrichterlichen Rechtsprechung hinreichend geklärt.